Agnus Dei

Eine verfallene Kapelle mit einem alten Sanatorium

15. Juni 2016, Tags:

Es war kurz vor 7:00 Uhr. Die Sonne ging auf und tauchte den Turm der kleinen Kirche in ein tiefdunkles Orange. Über der kleinen, von grünem Efeu überwucherten Grotte bildete sich ein Lichterkranz, der heilige St. Antonius schien im Lichte Gottes zu stehen.

Sie saß auf einer kleinen Bank vor dem Brunnenhaus und beobachtete wie jeden Morgen das Schauspiel. Durch den Wintergarten ging sie dann ins Haus, bog rechts ab, nochmal rechts und stieg über die Steintreppe nach oben. Dort war das Sterbezimmer der alten Nonne hergerichtet. Mit letzter Kraft saß sie im Bett, neben ihr Kreuze und Kerzen. Sie erzählt Ihr vom Grafen zu Bourcieu Montereux, der dem Orden 1908 das Anwesen vererbt hatte.

Dreiunddreißig Jahre lebten sie damals als Gäste auf dem Hof des Grafen. Er hatte sie aufgenommen und geduldet, als sie vor dem preußischen Kulturkampf flohen. Die Übereinkunft mit ihm war, dass die Nonnen ein Alten- und Pflegeheim unterhielten, um den Hof zu finanzieren. Nach seinem Tod errichteten sie die kleine Kapelle und weihten diese dem Heiligen St. Antonius.

Ob es die alte Nonne gab? Keine Ahnung ;-). Aber das Zimmer mit den Kreuzen lässt es möglich erscheinen. Wie unter [1] und [2] nachzulesen ist, lebten hier wohl seit 1875 Franziskanerinnen. Diesen wurde den Quellen nach das Geländer 1908 vererbt und 1910 weihten sie die kleine Kapelle ein. Fast 100 Jahre später, im Jahr 2002, wurde das Kloster – War es ein Kloster? Manche sagen so, andere sagen anders – wegen Ineffizienz geschlossen und die Nonnen wurden nach Banneux verlegt [3].

Das Gelände jedenfalls wurde verkauft. Man sagt, dass es ein gelegter Brand war, der wenig später das Nutzungsende des Gebäudes besiegelte. Die Statue des heiligen St. Antonius ist mittlerweile weg, die Bänke der Kirche auch. Der Wintergarten ist verschlossen. Die Steintreppe ist aber noch intakt. So mancher anderer Besucher bemängelt den Zustand der Häuser und die Kapelle ist fürwahr nicht mehr so jungfräulich, unangetastet und graffitifrei, wie mancherorts [4] beschrieben. Dennoch habe ich hier spannende Seiten gesehen. Ich war zwei Mal hier und habe versucht, diese in Bildern festzuhalten.

[1] http://www.urbex.nl/site/agnus-dei/
[2] http://www.teamurbex.be/category/agnus-dei/
[3] http://jvqphoto.piwigo.com/index?/category/19-agnu_dei
[4] http://miso-photography.be/urbex-agnus-dei/

Keine Antworten

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.