Beim Fotografieren habe ich immer wieder verschiedene Lichtverhältnisse. In meinem Mini-Studio kann ich das durch Blitze zwar ein wenig kompensieren, da meine Ausrüstung aber eher die eines Amateurs ist schwankt es auch da ein wenig. Ich fotografiere im RAW-Format, lasse also die Kamera nicht von sich aus an meinem Bild „herumpfuschen“. Das muss ich demnach im Nachhinein selbst machen 😅. Ein großes Problem war und ist es immer für mich, wenn ich die Hauttöne richtig einstellen muss. Mal ist mir das Bild dann zu blass, mal ist das Bild zu rotstichig.
Manchmal gefällt mir ein Bild auch sehr gut, wenn es einen leichten Rotstich hat. Andere mögen das wiederum gar nicht. Ich glaube, es ist mühsam, das zu diskutieren. Geschmäcker sind nun mal verschieden und das ist auch gut so. Dennoch habe ich für mich einen Weg gefunden, wie ich messbar die „passenden“ Hauttöne sehen kann.
Es scheint eine Wissenschaft für sich zu sein 🙃. Und tatsächlich ist es wahnsinnig kompliziert: Nicht nur unsere Wahrnehmung und Geschmäcker sind verschieden, die verschiedenen Anzeigegeräte sind auch noch alle etwas anders (nicht exakt) kalibriert und deren Helligkeitseinstellungen, Blau- oder Nachtfilter fügen zusätzliche Ungewissheiten hinzu. Ein richtiges Richtig gibt es also nicht. Ich habe für mich beschlossen, an meinem einigermaßen kalibrierten Monitor die Farben nach meinem Weg einzustellen. Hin und wieder kommt es aber vor, dass ich Bilder dann auf meinem Smartphone betrachte und denke: Och nööö. Was ich auch festgestellt habe ist, dass ich Farben anders bewerte, je länger ich an Fotos herumdoktere. Meine prinzipiell unmessbare Methode ist also:
Grundregeln gibt es natürlich und an denen hangle ich mich auch entlang. Da ich kaum Bilder drucke ignoriere ich den CMYK-Farbraum und schaue nur auf RGB. Hier gilt: Rot größer Grün größer Blau. Noch genauer wird das Ganze in Prozentangaben: 80% Rot, 70% Grün und 60% Blau. In RawTherapee ab der Version 5.9 (und schon jetzt in den aktuellen Betas) gibt es Vectorscope-Histogramme (siehe Bild 3). Hier werden die Farben auf einem Kreis dargestellt und eine gestrichelte Linie – die Skin-Tone-Line – kann als Richtlinie genutzt werden.
Da ich in Gimp noch keinen für mich so richtig sinnvollen Weg gefunden habe, Hauttöne zu messen, mache ich das ausschließlich in RawTherapee. Zum Einen stelle ich die Hauttöne vor der Bearbeitung in Gimp richtig ein. Zum Anderen lade ich hin und wieder Bilder, die mir nicht so richtig gefallen, nach der Bearbeitung noch einmal als JPEG ins RawTherapee und passe die Farben noch einmal an. Manchmal maskiere ich danach dann auch einfach nur die Hauttöne aus und überblende zwei Versionen eines Bildes in Gimp.
Soweit, so gut. Wie kann ich denn jetzt Hauttöne richtig einstellen? In RawTherapee’s Tab „Farbe“ stelle ich zunächst den Weißabgleich so ein, wie er mir gefällt. Der spielt für die Hautfarbe keine Rolle für mich. Die Hautfarbe bearbeite ich mit einer oder mehreren der folgenden Möglichkeiten:
Zunächst setze ich mir einige Farbwähler (siehe Bilder 1+2) auf verschiedene Hautstellen, zum Beispiel die Stirn, die linke Wange und die rechte Wange. Diese Farbwähler geben prozentual den RGB-Anteil wieder und sind an den verschiedenen Stellen natürlich leicht unterschiedlich. Im Folgenden mittle ich dann so, wie ich es für gut befinde.
Wenn ich mit den RGB-Kurven arbeite, dann stelle ich alle Kanäle auf den Typ Standard und setze sie mit dem kleinen Pfeil rechts zurück. Letzteres ist wichtig, weil RawTherapee die Einstellungen des vorherigen Bildes übernimmt und diese nicht passend sein müssen.
Mit dem RGB-Kanalmixer könnte ich dieses Resultat auch erreichen. Ich habe für mich aber herausgefunden, dass ich mit den Kurven schneller zum Resultat komme. Es gibt immer ein paar Abweichungen! Zu wissenschaftlich sollte man es also nicht sehen 😉. Die Bilder 1 und 2 zeigen auch, wie sich der Look des Bildes abhängig davon, welchen Punkt im Kanal ich verschiebe, ändert.
In RawTherapee können zwei verschiedene Vectorscope-Histogramme eingeblendet werden. Beide haben eine gestrichelte Linie, entlang der die Hauttöne liegen sollten. Wenn ich diese Möglichkeit zu Rate ziehe, dann markiere ich mit dem Werkzeug „Ausschnitt wählen“ einen Bereich, der nur Hauttöne umfassen sollte. Im Tab Transformieren unter Ausschnitt kann hierzu der Haken bei „Format“ entfernt werden, um den Bereich sehr frei wählen zu können. Ich gehe im Artikel Farben perfekt einstellen genauer darauf ein.
Wenn alles passt, dann sind nun im Vectorscope-Histogramm nur noch Punkte zu sehen, die sich auf der Skin-Tone-Line befinden. Wenn nicht, dann könnte man die Farbtöne auch hier entsprechend anpassen. Für mich ist und war es immer so, dass ich hier einen Pulk an Punkten sehe und diesen eigentlich nie so richtig ausgerichtet bekommen habe. Darum orientiere ich mich mehr an den Farbwählern.
YouTube: Andy Astbury
Model: Melanie (
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